Wandmalereien

Bad Sassendorf-Lohne

Evangelische Kirche, ehem. St. Pantaleon, Teichstraße 1



Bad Sassendorf-Lohne, ev. Kirche, Grundriss (durch Anklicken der roten Markierung wird die Kartierung geöffnet).



Baukörper
Breit gelagerte, dreischiffige Halle von zwei Jochen mit gerade geschlossenem Chor und Westturm.

Baudaten
Turm vom Vorgängerbau des 12. Jahrhunderts (1. Hälfte?). Langhaus wohl um 1250 errichtet, dabei auch Umbau des Chores, der im Kern möglicherweise Reste des Vorgängerbaus enthält. Sakristeianbau um 1700.

Romanische Raumfassung
Nicht erhalten.

Figürliche romanische Wandmalerei
Chornordwand, Dreierarkade, östliche Nische: Jugendlicher König (einer der Heiligen Drei Könige).

Werktechnik/Maltechnik
Freskomalerei auf einer dünnen, geglätteten Lage frischen Putzes, der in einem Zuge auf die bereits verputzte Nische, die vielleicht aus dem Vorgängerbau stammt, neu aufgetragen wurde. Ritzungen und Spuren sonstiger Konstruktionshilfen fehlen. Rote Vorzeichnung und blauer (Azurit) Hintergrund auf ockerfarbener Untermalung. Keine Reste oder Spuren, die auf Vergoldungen hindeuten.

Restaurierungsgeschichte
Aufgedeckt 1954/55 durch Wegnahme eines um 1700 in der Nische eingebauten gotischen Wandtabernakels. Restauriert 1957 unter teilweiser Belassung gotischer Übermalungsreste im Bereich des blauen Hintergrunds. Nur wenige Retuschen ausschließlich in Putzfehlstellen. In den unteren Partien der Figur Malschichtverluste, ansonsten weitgehend, zum Teil bis hin zu den schwarzen Konturen und Weißhöhungen erhaltene, nie übermalte spätromanische Malschichten.

Beschreibung und Ikonografie
Der bartlose König mit schulterlangem, gewelltem Haar steht vor blauem Hintergrund und überschneidet mit Krone und Mantel den gemalten Rahmen. Er ist nach links gewendet in Dreiviertelansicht dargestellt. Seine Rechte hält – vom Mantel verhüllt – ein zylindrisches Gefäß mit kegelförmigem Deckel empor. Die vor der Brust gehaltene Linke ist leicht geöffnet und begleitet die Darreichung des Gefäßes. Sein mit Hermelin besetzter, dunkelroter Mantel fällt in bewegten und gebrochenen Konturen herab und endet in harten Faltenspitzen. Er ist geöffnet und gibt den Blick auf ein rosafarbenes kostbares Gewand frei, dessen Stoffmengen der König mit dem linken Unterarm an den Körper presst. Über dem Unterarm als Faltenbausch eine Schlaufe bildend, fällt es darunter in diagonalen, nur noch zu erahnenden Faltenzügen bis kurz über die Füße hinab.

Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den jüngsten der Hl. Drei Könige aus einer nicht mehr erhaltenen Bildszene der Anbetung der Könige. Er könnte sich einer Madonna mit Kind in der Mittelnische zugewandt  haben, der er den sicher kostbaren Inhalt des Gefäßes als Gabe präsentiert. In der westlichen Nische der Dreierarkade dürften dann die beiden älteren Könige, hintereinander gestaffelt, in spiegelbildlicher Ausrichtung zu finden gewesen sein.

Kunsthistorische Einordnung
Späteste Stufe des Zackenstils im Übergang zur Gotik, erkennbar an der Verselbständigung des Gewandes mit seinem spitzig-hart gebrochenen Faltenwurf, dem gotischen, höfisch beeinflussten Gepräge von Kopf und Haar und der neuen Leichtigkeit der Haltung des Königs. Stilistische Bezüge zur Soester Gnadenstuhltafel (um 1250/60, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie) und nach Lippstadt, Soest-Nikolaikapelle und Soest-Ostönnen.

Datierung
Um 1270.